Ein Artikel der Thüringer Allgemeine vom 24.02.2025, Redakteur Dirk Bernkopf

Gotha. Gothaer Studenten dokumentieren Schäden am 180 Jahre alten Aquädukt. Fazit: „Eigentlich kann man keinen Tag länger warten.“

Sie untersuchen jeden Stein, jede Fuge, kriechen in dunkle und verdreckte Räume. Hannah König, Marian Müller und Fiete Strathmann sind Studenten der Fachschule für Bau, Wirtschaft und Verkehr in Gotha und untersuchen in diesen Wochen das 180 Jahre alte Aquädukt am Leinakanal bei Sundhausen. Ihr Fazit ist schon nach den ersten Begutachtungen besorgniserregend.

Als angehende staatlich geprüfte Bautechniker für Bauerneuerung/ Bausanierung werden die Fachschulstudenten die Schäden am Bauwerk erfassen, eine Sanierungskonzeption erstellen und eine Kostenschätzung für erforderliche Sanierungsarbeiten erheben. Seit drei Wochen beschäftigen sich die drei intensiv mit dem mehrmals umgebauten Brückenbauwerk. Sie sichteten alte Sanierungsunterlagen und verglichen den aktuellen Zustand mit den ursprünglichen Bauzeichnungen.

Bernhard Mai, Metallrestaurator und Professor der Fachhochschule Erfurt, unterstützte die Studenten in der vergangenen Woche bei der Schadensaufnahme des nicht mehr vollständig erhaltenen gusseisernen Geländers.

Wasserschaden bedroht Standfestigkeit des Aquädukts

Als Hauptproblem haben sie schnell einen Wasserschaden ausgemacht, der die Standfestigkeit des Denkmals bedrohen kann. „Der Wassereinbruch ist massiv, eigentlich kann man keinen Tag mehr mit der Reparatur mehr warten“, sagt Heike Kirsten, promovierte Lehrerin für Baustoffkunde, Sanierung und Denkmalpflege.

Kirsten sieht das Aquädukt, gefertigt aus Travertin-Kalksteinen der Region und Sandstein vom Seeberg, eigentlich in einem guten Zustand. Ihre Schüler haben das Mauerwerk im Detail mit dem Fernglas untersucht. „Die Verfugung ist teilweise noch im Originalzustand“, schildert Heike Kirsten und kritisiert, dass mit der Schaffung der Bahnumfahrung ab 1994 nur das Nötigste für den Bau des neuen Dükers gemacht wurde.

Auch beim Einbau einer frostsicheren Edelstahlwanne 2004 wurden am Bauwerk selber kaum Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Und genau am Übergang des Kanals zur Stahlwanne gibt es seit längerer Zeit Undichtigkeiten, sodass Wasser ungehindert in das Bauwerk eindringt. Dazu kommt die Feuchtigkeit vom Boden, da die Entwässerungsanlagen der alten Bahntrasse nicht mehr funktionieren. „Das ist eigentlich ein Verkehrsbauwerk und müsste regelmäßigen Prüfungen unterliegen“, findet Kirsten.

Die Idee zur Untersuchung des Aquädukts kam von Hans-Georg Kühm, Mitglied beim Freundeskreis Leinakanal, der sich seit Jahren für eine Sanierung des Bauwerks einsetzt. „Für uns ist das eine Win-win-Situation“, findet Heike Kirsten und hofft, dass die Projektarbeit ihrer Schüler nach ihrer Verteidigung im Juni nicht in einer Schublade verschwindet, sondern einen Grundstock für zukünftige Sanierungsarbeiten bietet.

Quelle: Schlechtes Zeugnis für Gothaer Denkmal

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