Ein Artikel der Thüringer Allgemeine vom 12.02.2025, Redakteur Norman Meißner

Werra-Suhl-Tal. Die Kommune startet eine Zusammenarbeit mit der Fachschule für Bau, Wirtschaft und Verkehr Gotha. Nach der Bestandsaufnahme suchen drei junge Männer nach einem Konzept zur Nutzung einer verwaisten früheren Schule.

„Wir laufen auf massive Leerstände hinaus“, weiß Maik Klotzbach, Bürgermeister der Stadt Werra-Suhl-Tal im Wartburgkreis, dass die schon heute angespannte Situation mit verwaisten Immobilien in den ländlich geprägten Stadtteilen in den nächsten Jahren noch weiter dramatisch voranschreiten wird. Ein kleiner Hoffnungsschimmer öffnet sich jetzt zumindest für kommunale Leerstandsgebäude. Auf Anregung von Marcus Bubbel, Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde des Wartburgkreises, startet die Stadt Werra-Suhl-Tal eine Kooperation mit der Fachschule für Bau, Wirtschaft und Verkehr Gotha. „Uns fehlt die Fachexpertise“, freut sich der Bürgermeister über den Vorschlag von Marcus Bubbel, der selbst in früherer Zeit in dieser Fachschule lernte.

In einem ersten Schritt nehmen drei angehende Bautechniker die frühere Schule in der Karl-Marx-Straße im Ortsteil Gospenroda für eine umfangreiche Bestandsaufnahme genau unter die Lupe. „Im Lerngebiet Projektarbeit messen die Schüler das Gebäude auf, untersuchen den Bauzustand und suchen Konzepte zur Nutzung“, erzählt die Lehrerin Heike Hofmann, die unter anderem in Gotha die Fachgebiete Bauzeichnung und Vermessung unterrichtet. Einige Proben gehen an ein Baustofflabor.

In der nächsten Zeit arbeiten Benno Hoffmann, Julian Schäfer und Christian Eppler einmal wöchentlich in dem Schulgebäude, in dem bis in die 1980er-Jahre die Unterstufe unterrichtet wurde. Seit dem Jahr 2011 steht das Gebäude gänzlich leer. „Zwischenzeitlich war auch mal ein Jugendclub drin“, sagt Maik Klotzbach über das ortsbildprägende Fachwerkhaus. Er spricht von einem „Testlauf der Zusammenarbeit“. Im nächsten Jahr möchte die Fachschule ein weiteres Gebäude im Stadtgebiet bearbeiten.

Fördermittel lassen sich leichter generieren

Die jetzigen Untersuchungen des Bauwerks und die Ausarbeitung von Nutzungskonzepten erleichtern im besten Fall die Suche nach einem Investor. „Die Untere Denkmalschutzbehörde ist eingebunden, und so lassen sich leichter Fördermittel generieren“, erzählt Heike Hofmann. Erste Ideen gehen dahin, das vormalige Klassenzimmer als Werkstatt eines Handwerkers zu nutzen, der sich im übrigen Gebäudeteil eine Wohnung einrichten könnte. Aufgrund der großen Fensterfront könnte das Klassenzimmer auch als Architektenbüro genutzt werden.

„Das Dach ist dicht – mit gewissem Aufwand ist das Gebäude zu retten“, weiß der Bürgermeister aber auch, dass es in Gospenroda einige Stimmen gibt, die einen Abriss vorschlagen. Geschätzte Planungskosten von 50.000 Euro hätte der Stadtrat ohne Nutzungsabsichten nie für die Alte Schule bewilligt. Dafür stehen noch zu viele kommunale Immobilien in besserem Sanierungszustand leer.

Anfang März kommt es an der Fachschule zu einer Zwischenverteidigung der Arbeit, die die drei angehenden Bautechniker bis zum 29. April fertigstellen müssen. „Die Ergebnisse der Untersuchung werden im Juni in einer Einwohnerversammlung der Bevölkerung präsentiert“, sagt der Bürgermeister.

Dem Leerstand von Gebäuden begegnet Werra-Suhl-Tal auch mit einer anderen Initiative. Die Stadt beteiligt sich am Modellvorhaben der Raumordnung (Moro) „Regionale Steuerung der Siedlungs- und Freiraumentwicklung“. „Wir müssen vom Verbrauch in der Fläche wegkommen und die Ortskerne beleben“, betont Maik Klotzbach.

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